Nun waren die HAIGO`s schon acht Jahre zu Gast in Poznań und ich glaube, dass wir dort in den letzten Jahren immer wussten wer die HAIGO – Klassen gewonnen hat. Dieses Jahr ist es nicht so, denn das zusätzliche Rennen vom 6.-8.10.2017 in Most wird in allen Klassen wohl die Entscheidung bringen. Alles liegt so eng zusammen, dass eine Prognose nicht möglich ist.
Das dadurch die Nervosität unter den Akteuren drastisch ansteigt, dass konnte man in Poznań regelrecht riechen.
Schon im Qualifying zu Rennen eins, ging da der Poker richtig los – es war nass, aber es regnete nicht mehr und das ist einfach das Schlimmste für einen Rennfahrer.
Die große Frage war da – Slicks oder Regenreifen?
Da wurde über Handy das Wetter abgefragt – kein befriedigendes Resultat. Die einheimischen Streckenposten wurden befragt – wie wird in der nächsten Stunde das Wetter – kein befriedigendes Ergebnis, weil jeder was anderes aussagt. Was macht die Konkurrenz? – kein befriedigendes Ergebnis, weil jeder was anderes aufgezogen hatte.
Dann ging es aber los und die die Slicks drauf hatten, hatten die falsche Wahl getroffen. Die Tourenwagen waren zuerst dran und Kai-Uwe Rossner kam entnervt ins Fahrerlager zurück – er hatte sich für Slicks entschieden und erbte dadurch den letzten Startplatz.
In der Formel, die gleich anschließend dran war, stand die gleiche Diskussion an und auch hier gab es nur finstere Gesichter – was soll man hier machen, was ist die richtige Entscheidung?
Durch die Information der Tourenwagen, hatten es die Formelfahrer entschieden leichter, weil sie nun wussten wo Pfützen stehen und wo Wasser die Straße überquert.
Wenn man das Feld der Formel sieht, dann kommt einfach Freude auf, wenn dann über zwanzig Autos in die Startaufstellung rollen, dann ist das schon ein imposantes Bild.
Die Stunde der Wahrheit begann dann zuerst für die Tourenwagen. Am Samstag gegen 14:45 Uhr wurden sie auf die noch immer unter Wasser stehende Strecke geschickt und der Regen wurde immer stärker.
Das Ganze schien ein Tag der „Fronttriebler“ zu werden, denn Rocco Berger, Uwe Hahn, Michael Krings und Dieter Hoffmann belegten gleich mal die ersten vier Startplätze. Das da ein Guido Steinmann und der erstaunlich mit dem Regen zurecht kommende Rene Bath mit seinen Lada – 2101 nur die Startplätze fünf und sechs einnahmen, war ganz normal.
Ohne auch nur die geringste Achtung vor dem Wetter und der Konkurrenz stürmten Rocco Berger und Dieter Hoffman auf und davon. Am Anfang schien es so, als ob Guido Steinmann und Uwe Hahn da noch was hätten ändern wollen, aber der Zug – Berger/Hoffmann war schon auf der Siegerstraße und nicht mehr auf zu halten. Am Ende der 20 Minuten + eine Runde kamen sie im respektablen Abstand und angeführt von Rocco Berger mit Dieter Hoffmann, Michael Krings, Uwe Hahn, Guido Steinmann über die Linie. Der in der Meisterschaft führende Rossner, musste sich mit Platz sechs begnügen.
Die Formel hatte einen neuen Gast zu begrüßen und war ganz schön verwundert, wo der Speed des Letten Andris Griķis her kam. Hartmut Heidicke hatte es mir aber schon berichtet, was da auf unsere Formel – Spitze zu kommen könnte. Ohne jemals eine Runde in Poznań gefahren zu sein, belegte der Gast im Qualifying mit seinem Estonia 21 – Platz zwei!!!
Toni Koitsch legte die “Latte” mit einer 2.07,186 schon gleich mal hoch, aber Andris Griķis antwortete mit einer 2.08,510 nicht schlecht darauf. Unser “Meister” Wilms hatte da mit einer 2.10,149 nur Platz drei zu bieten. Das erstaunlichste Resultat brachte aber Jens Maik (Nase) mit Platz vier in die Startaufstellung. Gratulation dafür, denn das Team Schönfeld / Maik hatte an dem Wochenende nicht gerade Erfolg im Überfluss zu verbuchen. Bei den “Kleinen” hatte bei dem Wetter der ex. Autocrosser Christian Stoppel scheinbar gar keine Mühe die Konkurrenz der Klasse bis 1300 cm³ in Schach zu halten.
Gegen 15:20 Uhr wurde dann das große Feld der Formel auf die Reise geschickt. Toni Koitsch, Andris Griķis und Nils-Holger Wilms zeigten den bei dem Wetter verständlich wenigen Zuschauer aber ein Formel-Rennen vom Feinsten. Hinter dieser Spitze zeigten aber eben ein Jens Maik, Bernd Weber, Jörg Koitsch, Tobias Worm, Anderzej Fontaski, Jacky Thalmann und Heiko Werner, dass auch sie gut Rennauto fahren können.
Schade nur, das Falk Schwarze und Hans-Jürgen Vogel unterwegs einen Kontakt nicht vermeiden konnten und beide Autos so beschädigten, dass an ein Rennen am Sonntag nicht zu denken war.
Mit nur wenig zeitlichen Abstand folgte die Formel Easter mit Stoppel, Stallbaum und Ketzmarick auf den Plätzen eins bis drei. Fast wäre es gelungen, dass die Easter ein volles Feld gehabt hätte, denn die polnischen Sportfreunde verstärken die Klasse bis 1300cm³ hervorragend.
Sonntag, es scheint eine Wetterbesserung in Sicht, aber als die Tourenwagen zum Start gerufen werden, beginnt es wieder zu regnen. Zu allem Übel musste auch noch Uwe Hahn auf einen zweiten Start verzichten – Antriebswelle defekt. Dann kam der zweite Schock, die Rennleitung hatte die Sonntag – Startzeit um fast zwei Stunden (!) vorgezogen, mich aber über diese drastische Änderung vergessen zu informieren. Aber unsere Fahrer quittierten das mit Humor, weil man in Poznań mit so etwas immer rechnen muss.
Am Start übernahm erstmal sicherheitshalber Dieter Hoffmann die Führung und Rocco Berger sah sich die ganze Sache mit nur wenigen Metern Abstand von hinten an. Fuhr aber auf der Start und Zielgeraden schon immer mal daneben, um zu zeigen dass er noch da ist und nur auf einen Fehler wartet. Der Fehler ließ auch nicht lange auf sich warten, denn ab Runde vier kam plötzlich Rocco Berger mit einem respektablen Vorsprung vorbei. Aber die Rennleitung hatte bei Rocco Berger einen Frühstart erkannt und hielt dem Samara – Chauffeur die Tafel mit der 56 und dem Zusatzschild “Drive Through” vor die Nase. Egal wie man es sehen möchte, Rocco erkannte die Aufforderung nicht und dann auch nicht die Tafel 56 in Verbindung mit der schwarzen Flagge.
Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten, dann kam die Meldung „Disqualifikation“ für Rocco Berger.
So konnte Dieter Hoffmann doch noch seinen lange ersehnten Sieg – 2017 einfahren, denn Guido Steinmann und Michael Krings waren zu weit weg, um da noch irgendetwas ändern zu können.
Gegen 13:55 kam dann das erwartet spannende Formelrennen in die Startaufstellung. Das konnte ja was werden, dieser Andris Griķis hatte sich da was vorgenommen und wollte als Sieger von “Race two” nach Lettland zurück fahren. Wer vorne weg rechnet, der muss zweimal rechnen, dass hatte mir meine Tante schon vor fünfzig Jahren immer wieder erklärt und sie sollte auch dieses Mal recht behalten. In Runde sechs waren alle seine Hoffnungen dahin, Motor geplatzt. Dabei hätte er es auch ein wenig ruhiger angehen können, denn auch hier hatte die Rennleitung auf Frühstart von Toni Koitsch und Anderzej Fontanski erkannt und die entsprechenden „Aufforderungen“ den Fahrern vor die Nase gehalten. Zum Glück hatte Toni Koitsch die Zeichen der Zeit richtig erkannt und trat seine Strafe an, in dem er eine langsame Fahrt durch die Boxenngasse mit max. 60 Km/h in Kauf nahm um dann mit entsprechend dicken Hals erneut nach vorn stürmte. Er hatte das Glück des “Tüchtigen” den ein zweiter Platz nach der “Bummelei” durch die Boxengasse ist da nicht die Regel. Unser polnischer Freund Andrzej Fontanski ignorierte alle Signale vom Turm und wurde disqualifiziert. Seinen Kommentar danach lasse ich hier lieber weg.
So konnte Altmeister Nils-Holger Wilms, der alles mit der nötigen Ruhe anging, dass Rennen ganz sicher gewinnen. Dahinter wie schon erwähnt, Toni Koitsch der damit alles zur Meisterschaft retten konnte was es zu retten gab. Dann folgte Jacky Thalmann und dahinter in einem fantastischen Rennen Bernd Weber und Tobias Worm, die sich bis ins Ziel keinen Meter schenkten und dahinter sichtlich zufrieden mit sich und der Welt, Jens Maik (Nase).
Die kleine Klasse wurde wieder einmal von Lech Wojciechowski dominiert. Trotz Dreher in Runde eins konnte er sich doch noch den Sieg holen. Allein Christian Stoppel hätte ihm da Paroli bieten können, aber man merkte dem jungen Mann aus Hoyerswerda an, dass ihm die Meisterschaft viel mehr Wert ist, als der Tagessieg in Poznań. Erwähnen muss man dabei, dass dieser Lech Wojciechowski schon 1988 mit unserem Nils-Holger Wilms in Schleiz Rennen gefahren ist und damals schon eine gute Figur abgegeben hat. Also fahren kann er schon noch, denn die Überprüfung seines Motors ergab keine Differenzen. Ich füge das deshalb an, weil die Stimmen nicht verstummen wollen, dass das Auto des Polen nicht regelkonform sein soll. Wenn es da Ungereimtheiten gegeben hätte, wäre eine Ummeldung in die Klasse Mondial (1600 cm³) erfolgt.
Nun geht es zum letzten Rennen nach Most und dort ist hoffentlich nun endlich der “Altweibersommer” im vollen Umfang da. Ich erwarte auf unserer “Lieblingsstrecke” ein packendes Finale für 2017 aber auch unfallfreie Rennen, nach dem Motto “der Bessere soll gewinnen”.
Stromhardt Kraft