A Fantastic Race

Die Rennstrecke in Brünn, scheint der HAIGO – Mannschaft zu 90 % unglaublich zu liegen. Alle waren sich schon im Vorfeld einig, Brünn bleibt im Kalender. Alle sind schon jetzt begeistert, dass es vom 01. -03.Juli 2016 wieder zum Historic Grand Prix nach Brünn geht.

Der furchtbare Zustand der Autobahn von Prag nach Brünn wird jährlich besser und ein Ende der Instandsetzungen ist abzusehen. An die Mautgebühren auf der Hinfahrt und an die Überprüfung der Papiere auf der Heimfahrt, muss man sich im vereinten Europa doch noch gewöhnen.

Ich hatte mich schon auf die Fahrerbesprechung am Freitag gefreut, weil ich dort zum ersten Mal seit 2007 verkünden wollte, dass wir mehr Tourenwagen als Formel am Start haben. Durch die Nachnennung von Blazej Woichiechowski, mit seinem Promot III 1600 ccm, waren dann die Formelleute doch wieder knapp vorn.
Die Trainingssitzungen verliefen in beiden Klassen eigentlich erwartungsgemäß. In der Formel stellte natürlich Nils-Holger Wilms seinen M 90 auf die Pole und bei den Tourenwagen war Maik Thomas mit seinem Skoda, auch nicht unbedingt eine Sensation.

Samstag, den 19.09.15 – 13.30
Hervorragender Fehlstart von Wilms, als die fünf roten Ampeln noch in voller Kraft leuchteten. Kann jeden passieren, aber ärgern kann man sich da schon, vor allem, wenn dann ein paar Runden später die Strafe in Form einer Ehrenrunde durch die Boxengasse folgt und die ganze Freude über die Poleposition verloren ist.
Thomas Hoffmann kam dann ein wenig unerwartet und vollkommen unbedrängt zu einem ungefährdeten Sieg. Genauso erfreut war unser Stammgast aus Estland über seinen zweiten Platz, denn eigentlich wollte Jaak Kuul gar nicht nach Brünn kommen, ließ sich aber am Ende von mir überreden. Der Grund war eigentlich ganz einfach, er hatte den Wetterbericht genau verfolgt und da war für das Wochenende Regen angesagt und er hatte keine Regenreifen (!) mehr. Zum Glück hatten wir alle Rennen ohne Regen, obwohl es manchmal schon sehr bedrohlich am Himmel aussah.
Der “Fehlstarter” Wilms startete eine furiose Aufholjagt und fuhr vom “fast” letzten Platz des Rennens noch auf den letzten Metern auf Platz drei. Schade für Jacky Thalmann, dem ich den Platz auf dem “Treppchen” sehr gewünscht hätte. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dieser blöde “Vierte” eben auch der erste Verlierer ist.
Es war wieder kein schönes Formelrennen, es gab wieder ein “Gruppenrennen”, wo sich fast immer zwei während des Rennens finden und bis zum Schluss kaum noch Positionen getauscht werden. Ich betone das deshalb, weil es in der Vergangenheit anders war und weil die Tourenwagen in diesem Jahr ein regelrechtes Feuerwerk abbrennen.

Samstag, den 19.0915 – 14.15
Die Tschechen waren nicht nur über den Skoda von Maik Thomas und Marcel Heintze begeistert, nein sie waren vollkommen Zastava “krank” und fotografierten die Autos von Werner Liebers, Uwe Hahn und Michael Krings, als ob sie diese zum ersten Mal sehen. Als es dann endlich los ging, legte dieses Mal Kai-Uwe Roßner einen “Kavaliersstart” hin, dass schon einiges vermuten ließ. Als die erste Runde zu Ende ging, hoben schon ein paar Leute in der Rennleitung und auf dem Sprecherturm die Köpfe und schauten ganz verwundert auf die Monitore. Als diese Kisten mit Dach, in die zweite Runde gingen, wurden die Plätze an der Boxenmauer langsam knapp. Roßner, Steinmann, Dross, Thomas Hahn, Gröning, Weißenborn, Rocco Berger, Werner Liebers und Dieter Hoffmann, gefolgt von Förster, Krings, Fritz Berger und Schönfelder, legten ein Rennen hin, dass es einen warm ums Herz wurde. Ich hatte nur “Schiss” das alles gut gehen möge und keiner “durchdreht”, denn die beiden Streckensprecher überschlugen sich bald, weil an jeder Kurve ein anderer in Führung lag. Daraus resultierte dann auch meine Überschrift: “A fantastic Race from HAIGO”.

Das wiederholten sie im Laufe des Rennens unzählige Male. Der neue junge Rennleiter Adam Swoboda, erzählte mir nach dem Rennen, das die “alten” Kollegen in der Rennleitung unglaublich aufgeregt waren und begeistert von den alten Zeiten erzählt hätten. So wäre es früher zu den Pokalläufen immer gewesen und das die HAIGO das noch einmal geschafft hat, wäre einfach unglaublich. Schön für uns alle, wenn man solche Reaktionen miterleben darf.

An dem Wochenende muss Kerstin, dem Kai-Uwe Roßner etwas Besonderes in seinen Kaffee gegeben haben, denn der sonst so nervöse Geraer – KFZ-Gutachter, machte sie alle nass. Mit unglaublicher Gelassenheit fuhr er auch mal paar Kilometer auf Platz drei rum, um sich dann wieder eiskalt an seinen Gegnern vorbei, an die Spitze zu setzen. Also, wer hat schon mal ein Tourenwagenrennen gesehen, wo die Positionen so oft wechselten und dann die ersten vier in der letzten Kurve vor Start-und Ziel, regelrecht als “Paket” angeflogen kommen? Der glückliche Sieger war Kai-Uwe Roßner, aber zwischen Steinmann, Dross und Thomas hätte ich meine Hand nicht ins Feuer legen wollen. Alle schauten sich irgendwie verwirrt an, wer ist Zweiter und Dritter?
Aber zu was haben wir eine international erprobte Rennleitung. Als die Letzten gerade die Auslaufrunde begannen, kam schon die Entscheidung per Papier in meine Hände.
1. Roßner
2. Steinmann
3. Dross
4. Thomas
Mit nur 0,58 Sek. folgten Hahn und Gröning und dahinter wieder nur mit einer zehntel Sekunde voneinander getrennt folgten Weißenborn und Rocco Berger.
Glückwünsche auch an Werner Liebers, Dieter Hoffmann, Dirk Förster, Michael Krings, Fritz Berger und Janny Schönfelder, ihr habt alle mit geholfen, dass dieser Auftritt in Brünn eine “Sahne” für sich war.

Umso schwerer ist es für mich zu verstehen, dass wir dieses Jahr am Sachsenring nicht zeigen durften, zu was die HAIGO im historischen Motorsport fähig ist.
Schade das Frank Lode das “Wunschkind” aller Tschechen, seinen Skoda 130 RS schon im freien Training mit Schaden an der Hinterachse abstellen musste. Marko Wollenberg (Motor) und Marcel Heintze (Motor) schaffte die Defekthexe schon im ersten Rennen.

Sonntag, den 20.09.15 – 16.00
Thomas Hoffmann auf Pole gefolgt von Kuul, Wilms, Thalmann, Jörg Koitsch und Bernd Weber um die ersten drei Startreihen zu nennen. Durch den verunglückten Start im ersten Rennen, startete Nils-Holger Wilms von Position drei und brachte dadurch ein wenig Farbe ins Rennen der Formel. Schon nach der ersten Runde war Wilms in Front und beobachtete Thomas Hoffmann und Toni Koitsch aus dem Rückspiegel. Alles schien sich damit abgefunden zu haben, dass Wilms und sein M90 einem erneuten Sieg entgegen fuhren. Bis zur vorletzten Runde, da begannen die Überrundungen und hier im Besonderen die von Knop und Scholz. Beide bekamen an zwei Positionen der Streckenposten die blaue Fahne gezeigt und beide wussten, das da was von hinten kommt. Was da kommt und wer kommt, das sollte dabei keine Rolle spielen. In der Zielkurve kam es dann zur Berührung von Andreas Knop und dem Führenden Nils-Holger Wilms. Thomas Hoffmann war ganz dicht am M90 von Wilms dran und nur wenige Meter dahinter lauerte schon Toni Koitsch. Also eine schon gefährliche Situation, wenn fünf Formel versuchen eine besonders “schöne” Kurve zu fahren. Das Ergebnis war erschreckend, das Hinterrad von Wilms, der eigentlich schon so gut wie vorbei war, berührte das rechte Vorderrad von Knop und der flog ungebremst in die Leitplanke. Der Estonia von Andreas Knop erlitt dabei schwere Beschädigungen am Fahrwerk, aber Andreas konnte unverletzt aussteigen und das war für mich das Wichtigste. Wilms, Toni Koitsch und Hoffmann wurden in dieser Reihenfolge abgewinkt, aber die Rennleitung und die Sportkommissare bestellen mich ins Racecontrol.
Nun passiert immer folgendes, wenn der Rennleiter und die Sportkommissare über den Vorfall einer Meinung sind, muss ich das Bulletin unterschreiben und das Ergebnis wird offizielle verkündet. In dem Fall wurde der Überholvorgang von Wilms als Verursacher erkannt und eine “Drive Through” verhängt. Da diese Strafe aber durch das Rennende nicht mehr erfolgen konnte, wurde die Strafe in eine 30 Sek. Strafe auf die Gesamtfahrzeit addiert. Das bedeutete für Nils-Holger Wilms eine Zurückstufung auf Platz sieben im Rennergebnis. Die von den Rennleitungen getroffenen Entscheidungen müssen von den Fahrern und am Ende auch von mir akzeptiert werden, wenn es auch manch mal weh tut.

Am Ende wurden Toni Koitsch, Thomas Hoffman und Jaak Kuul zur Siegerehrung gerufen und erhielten ihre Pokale, auch wenn solche Siegerehrungen immer einen faden Beigeschmack für mich haben.

Sonntag, den 20.09.15 – 16.45
Da standen sie nun, die HAIGO-Tourenwagen in der Startaufstellung zum letzten Rennen des Tages. Sollte es noch eine Steigerung der Ereignisse vom Samstag geben?
Es gab eine Steigerung und was für eine. Also, um es gleich vorweg zu nehmen, ich muss unseren Tourenwagen – Fahrern für die Rennen in Brünn ein ganz dickes Lob aussprechen. Diese Disziplin, dieses Auftreten im Rahmen einer Europameisterschaft der FIA, ist so was von prima, dass ich es gar nicht genug würdigen kann. So stellte ich mir die HAIGO immer in meinen Träumen vor, danke ihr “Raser”!

Diese Roßner, Steinmann, Dross, Thomas zeigten wieder ein Rennen der Extraklasse. Ich glaube nicht, dass es noch viel besser werden kann. Wenn aber die Hahn, Bergers, Hoffmann, Weißenborn, Förster, Krings, Gröning, Schönfelder und Heintze sich weiter so bemühen, dann wird eine Spitze entstehen die allen nur noch Freude bereiten wird. Auch wenn es dabei Verlierer geben wird, aber verlieren gehört eben auch zum Motorsport und sollte dann auch mit Würde getragen werden.
Der Verlierer im zweiten Rennen war Guido Steinmann, denn nach wenigen Runden in der Spitze musste er “abreißen” lassen, weil seine Reifen am Ende waren. Der an dem Wochenende so “coole” Roßner wehrte sich mit Händen und Füßen gegen seine Widersacher und auch im zweiten Lauf mit Erfolg. Wenn es auch wieder denkbar knapp war, aber gewonnen ist gewonnen. Eine halbe Autolänge ist nicht viel, vor allem wenn rechts und links der Zweite und Dritte wie die Wölfe lauern. Sebastian Dross und Maik Thomas trennen auf dem Zielstrich ganze 0,347 Sek. von Roßner und alle an der Boxenmauer konnten keine Aussage treffen, wer denn nun Zweiter geworden war.
Eins aber kann ich allen sagen, die Tschechen waren aus dem “Häuschen” und nicht umsonst wurde ich nach dem Rennen zu Frau Ulimova (Besitzerin der Rennstrecke in Brünn) gerufen, die sich im Namen des Veranstalters “Race Days” herzlich für unsere Rennen bei mir bedankte. Als dann, auf zum letzten Rennen 2015 nach Poznań.

Stromhardt Kraft

ADAC Historic Cup Ost