Brno – mit zwei Gesichtern

Mit viel Freude über die Einladung zum Masaryk – Race – Days 2016 machte sich die HAIGO – Truppe auf den Weg ins “Böhmische” Brno.
Vom 09. – 11.09.16 war der Termin gute fünf Wochen nach dem unglücklichen Auftritt der HAIGO auf dem Lausitzring, gut dazu angetan, endlich wieder Rennen zu fahren. Alle hatten sich für die beiden letzten Rennen des Jahres in Brno und Poznań viel vorgenommen, zumal ja beide Rennstrecken von 90% aller Fahrer geliebt werden. Die Meisterschaft war noch vollkommen offen und so war auch für die nötige Spannung gesorgt.

Sorgen machte mir nur die geschrumpfte Teilnehmerzahl der Tourenwagen, denn fünfzehn TW sind gleich fünf fehlende Teilnehmer, deren Startgeld am Ende zur Bezahlung des Veranstalters fehlen. Deshalb kam mir die Anfrage vom polnischen BMW – Cup aus Poznań nicht ungelegen. Das waren sage und schreibe gleich mal so an die zwanzig Autos mehr. Durch die in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen mit der kleinen Maluch – Trophy und der Prüfung der BMW-Rundenzeiten, sah die ganze Sache recht vielversprechend aus. War sie dann auch, bis das Qualifying vorbei war, dann waren die BMW-Fahrer und ihr Boss regelrecht aus dem “Häuschen”, denn unsere HAIGO – TW waren gleich mal mit vier Autos unter den ersten zehn der BMW gelandet.

Das machte bei den Polen unglaubliches Erstaunen und sie wollten es einfach nicht glauben, was da eben passiert war. Für mich war es eine ganz normale Sache, denn eben dieser BMW-Cup setzt auch auf finanzielle Sparsamkeit und erlaubt nur ein ganz begrenztes Tuning. Die Autos waren viel schwerer als die HAIGO´s und bremsen mussten die ehrgeizigen Polen auch eher. Dann kam noch dazu, dass sie zum ersten Mal in Brno starteten und unsere “Profi`s” die Strecke ja schon aus den Vorjahren zur Genüge studiert hatten. Besonders zu schaffen machte ihnen der Lada von Guido Steinmann und der Samara von Peter Gröning. Die Beiden fuhren in jedem Training auf Platz vier und waren nur ganz wenig weg von der BMW-Creme. Dann kam die alles entscheidende Frage:
Was machen wir, wenn ein HAIGO-Auto gewinnt?

Ich habe den “Chef” ganz ruhig angelächelt und geantwortet, dass es dann eine ganz normale Siegerehrung gibt, so wie bei jeden anderen Rennen auch.

Dann kam das was kommen musste.
Samstag, den 10.09.16 – 16.00 Uhr – Start der Tourenwagen. Ein unglaubliches Bild, wenn 35 TW auf die Reise gehen. Der Lärm der Motoren, der aufgewirbelte Staub, der Gestank von Gummi, Benzin und verbrannter Kupplung und alles “rammelt” auf die erste Kurve zu. Ich war glücklich, denn soweit ich sehen konnte, war alles erstmal gut gegangen. Erstmal, denn was dann folgte war nur noch mit “Crash Car” zu vergleichen. Jegliche Schuldzuweisung liegt mir fern und ich bin auch heute noch der Meinung, dass es von beiden Seiten mit mehr Respekt hätte beginnen müssen.
Es muss mir für die Zukunft eine Lehre sein, dass eben im Vorfeld besser darüber gesprochen wird, wenn sich so unterschiedliche Ansichten über Rennen mit Autos unterschiedlicher Leistung treffen.

Das endgültige “Gaudi” kam aber noch und zwar in Gestalt des tschechischen Rennleiters. Nach dem ich den Antrag gestellt hatte, die beiden Klassen zeitversetzt zu starten (was bei solchen Vorkommnissen durchaus üblich ist) lehnte das der Rennleiter vehement ab. Er war der Meinung, dass ein solches Rennen des absolute “Salz” in der Suppe des Renntages gewesen wäre und das am Sonntag ja bestimmt noch mehr Zuschauer kommen und er gerne noch mal so eine Show bieten möchte.
Was soll ich sagen, nach einer Stunde der zähen Verhandlungen, wurde ich beauflagt, mit den deutschen Fahrern eine “extra” Fahrerbesprechung durch zu führen, bei der jeder der HAIGO – Fahrer mit seiner Unterschrift bestätigen musste, dass er die versetzten Ampelsignale zu 100% beachtet und befolgt.
Ende gut alles gut, bis auf den schwer beschädigten Lada von Guido Steinmann, lief dann das zweite Rennen ohne große Vorkommnisse über die Runden.

Das Ergebnis vom Samstag war schon beeindruckend:
1. Uwe Hahn
2. Dieter Hoffmann
3. Guido Steinmann
4. Peter Gröning
5. Michael Weißenborn
6. Rocco Berger
7. Dirk Förster
8. Kai-Uwe Rossner
9. Tibor Georg
10. Michael Krings
11. Thomas Roth
12. Fritz Berger
13. Marcel Heintze

Das Tourenwagen – Ergebnis vom Sonntag sah dann, nach dem versetzen Start so aus:
1. Peter Gröning
2. Dirk Förster
3. Michael Weißenborn
4. Fritz Berger
5. Thomas Roth
6. Marcel Heintze
7. Dieter Hoffmann

Alles andere stand mit mehr oder weniger einfachen Schäden am Streckenrand oder in der Boxengasse. Wie z.B. Rossner und Hoffmann mit Gasseil gerissen und Hahn hatte kein Kupplungsdrucklager mehr.

Unsere Formel bot ein, im Verhältnis zu den Tourenwagen, eher normales Rennen.
So wie die Zeiten aus dem Qualifying die Startaufstellung ergab, so waren Positionskämpfe auch Mangelware und der Zieleinlauf war dann auch entsprechend unspektakulär.

Der Polesetter Toni Koitsch gab das Heft des Handels niemals aus der Hand und fuhr einen souveränen Start-Ziel-Sieg nach Hause. Dahinter folgten mit Respektabstand: Wilms, T.Hoffmann, Weber, B.Wojchiechowski, J.Koitsch, Worm,Werner, Vogel, Ketzmarick, Fontanski, Stallbaum, A.Wojchiechowski, Thalmann.
Das Sonntag-Rennen der Formel war abermals mehr von taktischen Verhalten der Fahrer geprägt, nur Wilms machte “Ernst” und setzte sich gleich nach drei Runden an die Spitze und legte somit schon einen kleinen Grundstein in Richtung Meisterschaft. Toni Koitsch hatte es ihm leicht gemacht, denn der fiel mit Motoraussetzern auf Platz vier zurück. Thomas Hoffmann ließ aber keinen Zweifel aufkommen, dass er das mit allen Mitteln verhindern wollte und ließ nur ein paar Meter Luft, um auch seine Chance auf den Titel zu wahren.

Hinter den beiden Titelanwärtern folgten: Weber, Thalmann, T.Koitsch, B. Wojchiechowski, A.Wojchiechowski, Werner, Maik, Fontanski, Ketzmarick, Stallbaum und Schönfeld.

Zu guter Letzt muss ich noch berichten, dass auch ich nicht ganz ungeschoren nach Hause gekommen bin. Was war geschehen? Auf dem Weg von der Zeitnahme ins Fahrerlager wurde ich von jemanden mit meinen Namen gerufen und ich wollte mit meinen Roller zurück fahren. Beim Wenden blieb ich mit dem linken Fuß in einer Wasserrinne hängen, der Fuß wurde zwischen Seitenständer und Hauptständer eingekeilt. Ergebnis: Bruch des Sprunggelenkes und Beschädigung der Achillessehne. Am Donnerstag nach Brno: OP in Meißen und am folgenden Donnerstag, den 22.09.16 Abfahrt nach Poznań.

Stromhardt Kraft

ADAC Historic Cup Ost