Frisch und erfrischend – über das Wetter & mehr beim Saisonauftakt des ADAC Historic Cup Ost im tschechischen Autodrom Most

Humor ist, wenn man trotzdem lacht! So war der Satz “Most reimt sich auf Frost” nur einer von vielen Scherzen, mit denen sich die Formel- und Tourenwagenfraktion des ADAC Historic Cup Ost mental aufwärmte, ansonsten brummten Heizkanonen in den Servicezelten und Kaffeemaschinen liefen anfangs häufiger als Schlagschrauber. Zumindest fragten die Kommissare bei der technischen Abnahme nicht nach Winterreifen…

Ganz so furchtbar unwirklich wurde es am dritten Aprilwochenende auf der 4,212 Kilometer langen Rennstrecke unterhalb der Burg Hněvín in Most dann zum Glück doch nicht. Wer früh genug anreiste, konnte bereits am verregneten Freitag in den optional buchbaren freien Trainings ein paar ziemlich rutschige Runden driften. Die Zeiten dabei: Nebensache. Zum Aufwecken der über den Winter eingerosteten Renn-Reflexe reichte es aber.

Die Formelfraktion machte den Anfang, musste Samstag schon direkt nach dem morgendlichen Kaffee ran. April, April der weiß nicht was er will und so begleiteten Wind, Sonne, Regen und
einstellige Temperaturen das erste Rennwochenende der Saison 2024. Für die Formelfahrer und Ihre Autos bedeutete dies, die Reifen auf Temperatur zu bekommen, was bei Asphalt-Temperaturen im unteren einstelligen Bereich kaum möglich war.

Das Formelfeld fuhr zusammen mit der Formel Young des Histo Cup. Aus diesem Grund wurde abweichend vom sonstigen Regelwerk in der Formel diesmal rollend gestartet, was aber in beiden Rennen ohne große Komplikationen gelang.

In der Klasse der Mondial gewann Nils Holger Wilms souverän vor Jeanette Siegert. Den dritten Platz sicherte sich zur Freude aller Hans Jürgen Vogel. Diese Platzierung sollte sich auch im zweiten Rennen am Sonntag wiederholen.

Bei der Formel Eastern gewann im ersten Rennen Hartmut Heidicke vor Dirk Böttcher und Jürgen Meißner, der als Dritter das Ziel erreichte. Im zweiten Rennen lieferten sich Detlef Schulze und Dirk Böttcher einen spannenden Zweikampf, welchen Detlef Schulze am Ende mit Platz zwei für sich entscheiden konnte. Den ersten Platz holte sich wie auch schon im ersten Rennen Hartmut Heidicke.

Unser Formel-Gaststarter Nick Koitsch hatte am Wochenende mit dem Defektteufel zu kämpfen, erst ein schwergängiger Gaszug und dann eine defekte Achsmutter zwangen Ihn leider zur Aufgabe in beiden Rennen.

Zum Geschehen bei den Tourenwagen: Richtig ernst wurde es für die 16 Burschen – im Unterschied zur Formel “rennt” momentan leider kein Mädel mit “Dach überm Kopf” – erst Samstagvormittag beim Qualifying. Und das begann, wie die letzte Saison endete: Ein Duell um Sekundenbruchteile an der Spitze zwischen Dieter Hoffmann im Lada Samara und Jens Herkommer im Skoda 130 RS. Mit Respektabstand sortierte sich dahinter das auf stellenweise noch nasser Piste bunte Treiben der übrigen Tourenwagen. Mit am meisten Freude hatte hier wohl Jonny Schönfelder im Lada 2105, dessen Motor nach ein paar markenübergreifenden Service-Eingriffen der Herkommer-Mechaniker an den Vergasern nun deutlich besser Gas annahm und ihn ins vordere Mittelfeld vorstossen ließ.

Von den Aktiven der letzten Jahre fehlen leider einige, dafür mischten erfreulicherweise Ex-Piloten früherer Zeiten wie die Lada-Piloten Sebastian Dross und Kai-Uwe Rossner wieder mit. Neu in dem Getümmel der Tourenwagen auch Norbert Haupt in seinem einmalig schönen Melkus Spyder PT 73, dessen Wartburg-Zweitakter so ganz anders riecht und pöttert als die Viertakter aus Togliatti und Mlada Boleslav. Zwar hat er wie die Formel, mit der zusammen er in den Vorjahren startete, kein Dach überm Kopf aber durch die Karosserie abgedeckte Räder – das der reglementbedingte Grund für seinen Wechsel ins Feld der Tourenwgen.

Im frühabendlichen Samstagsrennen – im Unterschied zur Formel mit stehendem Start – drehte sich die Reihenfolge an der Spitze: Herkommer siegte vor Hoffmann. Ein strahlender Peter Gröning komplettierte mit seinem Samara das Podium. Andere wie Guido Steinmann (Lada 2105 / Motor überhitzt) oder Richard Borstel (Lada Samara / “surfte” auf der Kühlflüssigkeit von Steinmann ins Kiesbett “) verbuchten die ersten Nuller der Saison. Ihre Mechaniker mussten erst eine zusätzliche Putz- und Schrauberschicht einlegen, bevor es zu Bratwurst und Feierabendbier (nicht Glühwein!) ging. Für andere wie Sebastian Dross, der mit gebrochener Vorderradaufhängung kurz vor der Ziellinie in die Bande krachte, war hingegen leider Schluß. Auch Kai-Uwe Rossner konnte wegen Motorproblemen nicht zum zweiten Rennen starten. Kurzerhand half er aber einem anderen Piloten: Weil die Hinterachse am grasgrünen Lada 2105 von Eckard Nienhold schlapp machte, baute Rossner vor der Abreise noch die Hinterachse aus seinem Lada aus und borgte sie Nienhold. Sportlich mehr als fair! Auch in der Truppe um Thomas Roth galt das Solidarprinzip: Weil erst die Kipphebel und dann auch die Nockenwelle am Lada 21013 von Frank Regel ihren Dienst verweigerten, verzichtete Roth auf den Start und überliess Regel seinen Lada 2105 für den finalen Sonntag.

Und der? Begann immer noch lausig kalt aber zumindest trocken! Im Qualifying kurz vor der mittäglichen Kartoffelsuppe oder Pasta drehten erneut Jens Herkommer und Dieter Hoffmann die schnellsten Runden, dieses Mal jedoch mit dem besseren Startplatz für den Mann im weiß-grünen Skoda vor dem im weiß-blauen Lada auf Rang zwei. Wie ausgeglichen es zwischen den Marken insgesamt zugeht, zeigt der Blick auch auf die nachfolgenden Plätze: Drei Lada und drei Skoda teilten sich die ersten drei Startreihen. Und leider fast schon gewohnt, rückten die Tourenwagen des ADAC Historic Cup am Finaltag als letzte vor zum Start. Gurte festgezogen, Helm gerade gerückt, dann Einführungsrunde, kurzer Stopp: Ampel rot, Ampel grün und los! Ebenso diszipliniert und fair wie schon am Vortag fädeln sich die nun noch 14 Autos ohne Lackaustausch durch die Rechts-Links-Schikane nach Start und Ziel. Herkommer macht sich sofort auf und davon, nur “Hoffi” kann ihm folgen. Dahinter bilden Peter Gröning (Lada Samara) , Jens Vogt (Skoda 1000 MB) und Guido Steinmann (Lada 2105) ein schnelles Verfolger-Trio, in dem sich vor allem Vogt und Gröning innig bejagten und dabei mehrfach die Plätze tauschten. Im Ziel dennoch das gleiche Podium wie am Vortag: Platz Eins Herkommer, Hoffmann und Gröning werden Zweiter und Dritter.

Schlussbemerkung: Trotz miesem Wetter gelang uns ein prima Saisonauftakt. Schon am Wochenende vom 10. bis 12. Mai geht´s in Oschersleben mit den beiden nächsten Rennen weiter. Dann hoffentlich auch ausserhalb der Rennwagen mit warmen Temperaturen!

AL/DB

ADAC Historic Cup Ost