Nicht nur die Temperaturen steigen, auch die Anzahl der Starter im Tourenwagenfeld des ADAC Historic Cup Ost. Wenn da nur nicht das Ding mit dem Rahmen wäre…
Freitag früh die Ersten auf der Strecke, Sonntagnachmittag die (fast) Letzten – liebe Veranstalter, so wörtlich müssen wir Tourenwagen-Teams den Begriff „Rahmenprogramm“ in dieser Saison hoffentlich nicht immer nehmen!
Aber es gab auch gleich gute Nachrichten: Der Renngott hatte wohl mit dem Wettergott gesprochen und nach dem nasskalten Wochenende in Most nun durchgehend trockene und fast schon sommerlich warme Temperaturen bestellt. Statt Pudelmützen wie noch Mitte April in Tschechien tauchten nun schon die ersten kurzen Hosen auf…
Doch der Reihe nach: Donnerstagnachmittag füllte sich das Fahrerlager an der Rennstrecke in der Magdeburger Börde zeitig und gut: 19 Teams hatten zu Lauf 3 und 4 im Rahmen des ADAC Racing Weekend Oschersleben genannt, ein Fahrer musste leider krankheitsbedingt kurzfristig passen. Freitagmorgen weckten dann gefühlt schon kurz nach Sonnenaufgang 18 Piloten das übrige Fahrerlager mit ihren Motoren. Schnell noch die obligatorische Fahrerbesprechung und dann rein in Overall, Helm und Auto. Bereits 08.30 Uhr schaltete die Ampel an der Boxenausfahrt zum ersten Mal an diesem Wochenende auf Grün zum 20 Minuten freies Training der Tourenwagen Historic Cup Ost.
Der nur 3,667 Kilometer lange Kurs der Motorsport Arena Oschersleben ist mit seinen sieben Links- und sieben Rechtskurven vermeintlich schnell gelernt und hat mit seiner Tripple-Links sowie den zum Darüber-Räubern einladenden Curbs trotzdem seine Tücken. Und so wundert es nicht, dass in den genau fünf Stunden bis zum anschließenden Qualifying der eine oder andere Pilot tief in seinen Erinnerungen kramte, um sich vielleicht nochmal die optimale Linien- und Gangwahl aus den Vorjahren vor Augen zu führen.
Während im freien Training Jens Herkommer im Skoda 130 RS knapp die Nase vorn hatte, trat Dieter Hoffmann im Qualifying tiefer aufs Gaspedal und sicherte sich so die Poleposition. Etwas überraschend sortierten sich auf Platz drei und vier mit Andreas Leue im 130 RS und Jens Vogt im 1000 MB zwei weitere Skoda Piloten in der zweiten Startreihe ein, dann folgte mit Gaststarter Elvis Stamm der erste Lada-Jäger im schwarzen 2101, dahinter der in Most zweimal als Dritter ins Ziel gekommene Peter Gröning in seinem Lada Samara, hinter ihm Sebastian Dross mit nach Unfall wieder repariertem Lada 21011 und dann schon als vierter Skoda Pilot Mario Mühle im 130 LR.
Am Samstag als erstem Renntag hieß es erst mal laaange ausschlafen, die Tourenwagen des ADAC Historic Cup Ost zündeten erst 16.50 Uhr direkt nach unseren Formel-Piloten. Der Start klappte nach fast schon bekanntem Muster: Jens Herkommer schoss als Erster davon und überrumpelte dabei Polesetter Dieter Hoffmann, beide zogen anschließend unwiderstehlich dem übrigen Feld davon. Das wurde von Andreas Leue im wohl breitesten Skoda 130 RS aller Zeiten angeführt, gefolgt von den Markenkollegen Jens Vogt und dem sehr schnell nach vorn gestürmten Mario Mühle. Weil Leue mit mehr als einem Auge im Rückspiegel seine Position zu verteidigen suchte, stauten sich dahinter nach und nach auch die Lada von Stamm, Dross und Richard Borstel. Der Streckensprecher hatte seine helle Freude am spannenden aber jederzeit fairen Gemetzel, dem Publikum auf den Tribünen ging es wohl ähnlich und die Fernsehkameras der Live-Übertragung zeigten das Rudel ab Platz drei deutlich häufiger als die vorn einsam und allein ihre Runden drehenden Herkommer und Hoffmann. Inklusive Safety Car-Phase ging das bis Runde 8 so weiter, dann rollte der 130 RS von Leue in der Hasseröder Kurve plötzlich ohne Vortrieb aus – vorbei die Hoffnung aufs Treppchen. Gaststarter Mario Mühle nutzte die nun vor ihm freie Linie und überquerte die Ziellinie hinter Sieger Herkommer und dem zweitplatzierten „Hoffi“ als verdienter Dritter. Zu den Pechvögeln des Rennens zählten unter anderem der stets für einen Platz auf dem Podest gute Peter Gröning, dessen Samara schon kurz nach Rennstart kochte. Auch bei Eckard „Ecki“ Nienhold und Frank Regel streikte im Rennen die Technik, bei Jonny Schönfelder leider schon unmittelbar vorm Start.
Aber nicht nur die Mechaniker der Letztgenannten hatten nach dem ersten Rennen alle Hände voll zu tun, die Autos für den Sonntagnachmittag zu bester Kaffeezeit angesetzten zweiten Lauf des Wochenendes wieder startklar zu bekommen. Auch der mit schwarz-weiß karierter Fahne Samstag noch glücklich als Vierter abgewunkene Jens Vogt musste bangen, denn schon bei der Ausfahrt aus dem Parc ferme spuckte der Motor seines 1000 MB plötzlich unsaubere Töne. Nach einigen Debatten und bestimmt auch unruhig geschlafener Nacht wurden Sonntag früh die Werkzeugkisten um den Skoda aufgebaut und der Motor getauscht – inklusive Nachricht an die TK natürlich.
Und das Wetter: Hielt, was es für das ganze Wochenende versprach, es blieb trocken und wurde sogar sehr warm. Ein Umstand, der das zweite Rennen noch deutlich beeinflussen sollte! Denn sowohl beim Lada Samara des ausnahmsweise mal nicht so gut gestarteten, dann aber doch wieder ins Spitzentrio vorgefahrenen Dieter Hoffmann als auch beim wegen des Ausfalls am Vortag sehr weit von hinten gestarteten und bis auf Platz sieben nach vorn gestürmten Samara von Peter Gröning gingen im Laufe des Rennens die Reifen ein, „Hoffi“ musste sich am Ende mit Rang 5 begnügen, „Peti“ verteidigte seinen Platz 7 mit Müh und Not vor dem mit repariertem Getriebe zu Rennende bis ans Heck des Lada aufschließenden Leue in seinem 130 RS bis ins Ziel. Nicht die Reifen, dafür aber der Motor überhitzte im Lada von Elvis Stamm, noch frustrierender verlief das Wochenende für Frank Regel – Ausfälle mit Elektronikproblemen bei beiden Rennen in der Magdeburger Börde. Strahlende Gesichter hingegen ganz vorn: Dreifachsieg für die Skoda Piloten Jens Herkommer vor Mario Mühle und Jens Vogt – das erste komplette Podium für Piloten der tschechischen Marke in diesem Cup überhaupt.
Jetzt bleibt nur wenig Zeit für eventuelle Fehlersuche, bereits in knapp zwei Wochen geht es Ende Mai beim Saisonhöhepunkt im Rahmen der DTM am Lausitzring weiter. Mal sehen, ob wir dann zeitlich wieder selbigen bilden…
Andreas Leue 14.05.2024