In Poznań mit gemischten Gefühlen
Vom 15. – 17.07.22 fand in Poznań der 5. + 6. Meisterschaftlauf der HAIGO statt. Leider war der Termin mit der Sachsenring Classic auf das gleiche Wochenende gefallen und ich konnte aus dem Vertrag mit Poznań nicht ohne eine Vertragsstrafe aussteigen.
Das einzige Problem war dabei eigentlich unsere Formel.
Man kann die Krise versuchen schön zu reden, aber das liegt mir gar nicht und so habe ich versucht, dass Beste aus der Situation zu machen. Eine Rettung schien aus Irland (!) zu kommen, den der
Verantwortliche der „Tiedemann – Trophy„ Paul Heavy wollte mit mindestens 10 historischen Autos vom Typ Leastone, nach Poznań kommen. Warum es unbedingt Poznań sein sollte, konnte ich von ihm nicht erfahren. Am Ende reiste er mit zwei Autos an und erklärte mir, dass für die anderen acht, der Weg zu weit gewesen wäre. Schade, denn das hätte unsere Schwäche ein wenig besser aussehen lassen und so standen dann am Samstag lediglich ganze sieben Formel auf dem Startplatz.
Diese Situation wird sich auch in Brno (vom 09. – 11.09.22) nicht ändern und aus meiner Sicht ist der Grund eher den globalen Tendenzen geschuldet. Wenn wir gesund bleiben wollen, dann gibt es ja keine großen Versuche irgend einen Mantel über das Problem zu decken, sondern wir müssen uns zu den restlichen zwei Rennen als Familie zusammen setzen und ehrlich nach einer Lösung suchen. Denn die Tourenwagen erschienen auch geschwächt, weil eben der Sachsenring mit seiner Traditions – Veranstaltung seine Anziehung auf einige HAIGO – Fahrer nicht verfehlt hatte.
Wir haben das Wochenende recht und schlecht überstanden und auch hier ist einiges zu klären, weil Verträge dazu da sind, dass man sie einhalten muss.
Zu den Rennen:
Laut Zeitplan begann die ganze Sause für unsere Formel am Sonnabend früh 8:50 Uhr mit dem Qualifying und Karl O`Brian legte gleich mal mit 1:34.240 und seinem Leastone die Bestzeit Latte sehr hoch. Der zweite Mann aus Ireland, Paul Heavy kam mit der Strecke und seinem Auto nicht so zu recht und belegte nur Rang vier. Weil unsere beiden Spitzenleute, Nils-Holger Wilms und Thomas Hoffmann mit Platz zwei und drei eine Idee schneller waren. Interessant war, dass unser Dawid Bokiej (PL) mit seinem Promot nun einen Motor mit 1600 ccm eingebaut hatte und damit erstaunlich gut zurecht kam.
Dann, gegen 9:00 Uhr war es soweit und die Tourenwagen konnten ihr Qualifying absolvieren. Das mit Dieter Hoffmann und Jens Herkommer da zwei Leute auf einander treffen, die schon am Lausitzring keinen Meter Luft ran gelassen hatten, war allen klar, dass der Kampf in Polen weiter gehen wird. Hoffmann hatte da schon einen kleinen Vorteil, weil er die Strecke aus der Vergangenheit sehr gut kennt und dort schon mal gewonnen hat.
Herkommer hatte zu Hause aber fleißig mit dem Sim-Racing geübt und kam gut vorbereitet nach Poznań.
Das spiegelte sich dann auch in den Rundenzeiten wieder.
Hier mal die Zeiten von Beiden zum Vergleich:
Hoffmann – 1:53.233 und Herkommer – 1:54.559
Damit war klar, wer zum Rennen ganz vorn in der ersten Reihe stehen wird. Die Verfolger mit Peter Gröning, Nico Unbehaun, Rocco Berger, Richard Borstel (Richard war zum ersten Mal in Poznań) Florian Zosky, Guido Steinmann, Andreas Leue und Martin Bergholz, konnten dem Tempo der Spitze nicht folgen.
Die beiden Neulinge Elvis Stamm und Uwe Seidel können nur lernen, mehr ging in Polen für sie nicht. Marco Büge hatte sich gut vorbereitet, versaute sich aber das ganze Wochenende mit technischen Problemen.
Sonnabend, 16.07.22 – 14:31 Uhr
Start zum ersten Rennen der Formel, dass mit einen Chaos begann. Alle standen mit Slickreifen in der Startaufstellung und es begann zu tröpfeln. Die Nervosität war auch in der Rennleitung spürbar, aber der Rennleiter hatte den Regenradar auf seinem Handy und war sich ganz sicher – es hört gleich wieder auf!
Tat es aber nicht und in der Einführungsrunde war klar, das wird eine „Schlittenpartie„ für alle die dort draußen auf der Strecke waren. Aber alle bekamen es irgendwie hin ohne mit dem Kiesbett in Berührung zu kommen. Dabei gab es eine faustdicke Überraschung, Dawid Bokiej hatte nach langen Anlaufschwierigkeiten, seinen Promot III auf 1600 ccm umgerüstet und fuhr dem Rest des Feldes einfach auf und davon. Der Polemann Karl O`Brian war schon in Runde eins mit Kabel an der Wasserpumpe ab, ausgefallen. Aber das Fahrtalent aus Ireland sollte uns allen dann im zweiten Rennen zeigen, wozu er fähig ist.
Dawid Bokiej gewann Rennen eins ganz souverän vor Thomas Hoffmann und Nils-Holger Wilms, der ganz auf Nummer sicher fuhr, weil er nur noch Meister werden kann, wenn er ankommt und punktet. Christian Stoppel, Paul Heavey und H.-Jürgen Vogel waren glücklich ins Ziel zu kommen und keinen Schaden am Auto zu haben. Es war kein schlechtes Rennen, aber mit nur sieben Autos kann man auch in Polen keinen Zuschauer begeistern.
Aber Dawid Bokiej genoss den Sieg und bekam seinen Auftritt beim polnischen Fernsehen, was er mit Recht genossen hat.
Sonnabend, 16.07.22 – 15:17 Uhr
Start der HAIGO Tourenwagen und hier waren wenigstens vierzehn Autos in der Startaufstellung. Ohne böse Kommentare abgeben zu wollen, musste ich aber feststellen, dass auch die Teilnahme der anderen Serien in Poznań starke Rückgänge zu verzeichnen haben. Wir waren schon in Oschersleben und auf dem Lausitzring die Serie mit dem stärksten Starterfeld überhaupt.
Nur die kleinen polnischen Fiat – 126 aus der Maluch Trophy, konnten mit neunzehn Autos hier am stärksten glänzen.
Es kam wie es kommen musste, Herkommer und Hoffmann machten das „Ding„ unter sich aus und ließen Gröning, Unbehaun, Steinmann F. Berger, Leue, Bergholz, Stamm und Seidel keine Chance auch nur im geringsten irgendwie dort vorn etwas dagegen tun zu können.
Das ging so vier Runden, in dem mal Hoffmann und in der nächsten Runde Herkommer die Führung übernahm. Da Hoffmann sich sehr viel aus dem Windschatten von Herkommer ran pirschte, stieg logischer Weise seine Wassertemperatur stetig an und so musste er Herkommer ziehen lassen. In der Konstellation in der Meisterschaft, würde ein Motorplatzer alle Hoffnungen auf den Titel zunichte machen. Am Ende passierte da auch im Feld nicht mehr viel, da alle auf ankommen bedacht waren, denn die Temperatur am Startplatz war bei +37 Grad schon dazu angetan, Wasser und Öl zum kochen zu bringen.
Schade, dass Zosky, Borstel und Büge durch technische Probleme am Rand standen und von dort zusehen mussten.
Sonntag, 17.07.22 – 08:59 Uhr – Qualifying zum R 2
Altmeister Wilms zeigte bei trockener Strecke seine Klasse und stellte seinen Melkus mit einer 1:39.639 vor den Leastone von Paul Heavey der mit 1:40.892 die erste Startreihe vervollständigte.
Ganz hinten am Ende der Startaufstellung stand der erst 17 Jahre alte Karl O`Brian mit dem zweiten Leastone, weil er im Qualifying keine gezeitete Runde hinbekam. Die Zweite Reihe war mit Bokiej und Thomas Hoffmann gut besetzt. Leider standen dann vor 0`Brian nur noch Stoppel und Vogel. Über die Situation unserer Formel habe ich mich ja schon am Anfang des Berichtes geäußert und es hat sicherlich auch keinen Sinn, immer wieder die Umstände zu erläutern.
Sonntag, 17.07.22 – 09:27 Uhr – Qualifying zu R 2
Die Tourenwagen machen eben immer noch richtig Spaß, weil die Leistungsdichte enorm ist und der Sieger auf gar keinen Fall schon vorher benannt werden kann.
Herkommer und Hoffmann natürlich in Reihe eins, aber dann taucht da schon Steinmann vor Gröning auf und R. Berger, Unbehaun, Leue, Zosky, F. Berger, Seidel, Bergholz und Stamm
kleben da mit geringen Abständen dahinter. Bis Florian Zosky waren sie alle mit 1:50 – ziger Zeiten gar nicht so weit von Herkommer weg. Das könnte ein schönes Rennen werden, habe ich gedacht, aber alles sollte anders kommen.
Sonntag, 17.07.22 – 12:08 Uhr – R 2 der Formel
Was ich schon vorher angedeutet hatte, sollte sich hier eindrucksvoll bestätigen. Der junge Wilde aus Irland machte mit seinem Leastone und mit der Konkurrenz kurzen Prozess und kam schon in Runde eins als Führender am Start und Ziel vorbei.
Karl O`Brian wurde vom Team Heavey schon in seiner Kart-Zeit betreut und behutsam an die Formel herangeführt. Mit welcher Ruhe der junge Mann seine „ Marschroute „ abarbeitet, ist sehenswert. So war er schon zum Beginn des Rennens sieben Sekunden (!) pro Runde schneller als sein Teamchef.
N.-H. Wilms gab sein Bestes um unsere Ehre hoch zu halten und das ist ihm auch eindrucksvoll gelungen. Seine Rundenzeiten lagen nur ganz knapp über denen von Paul Heavey und so konnte er als Dritter das Rennen beenden. Dahinter folgten mit Respektabstand Hoffmann, Bokiej und Vogel. Leider war der hoffnungsvoll gestartete Christian Stoppel mit Keilriemenschaden ausgefallen.
Um allen Gerüchten entgegen zu treten, die HAIGO – Meisterschaft in 2022 wird zu Ende gefahren.
Leider müssen die Formelfahrer Einschränkungen bei der Punktevergabe hinnehmen, dass ist DMSB- Reglement.
Sonntag, den 17.07.22 – 13:21 Uhr – R 2 der TW
Die komische Startzeit ist einer Situation geschuldet, die ich gar nicht mag. Der Start zum zweiten Rennen der Tourenwagen wurde
durch einen Startunfall gleich in der ersten Runde mit Rot abgebrochen. Was war passiert ?
Das ein Skoda 130 RS mit seiner Lastverteilung und seinem Heckmotor bekannter Maßen besser startet als alle anderen Autos im HAIGO – Feld, ist allen Beteiligten bekannt. Das dann diese Fahrer versuchen am Start ein paar Plätze gut zu machen, dass wissen seit Frank Lode, auch alle Fahrer. Das man dann zu tritt nebeneinander Respekt walten lassen muss, dass wissen die Fahrer auch schon lange, dass es aber trotzdem zu dem Unfall kam, dass muss mit den beteiligten Fahrern ausgewertet werden.
Der am wenigsten beteiligte Nico Unbehaun, hat an seinem Samara den größten Schaden erlitten und wird vielleicht in Brünn nicht starten können.
Aus meiner Sicht muss man immer beherzigen, dass man auf der Strecke ohne Probleme um jeden Zentimeter erbittert fighten kann, aber niemals den Respekt dem Anderen gegenüber verlieren darf.
Die Rennleitung hatte sich 20 Minuten diese Situation angesehen und dann Andreas Leue zu einer „drive through„ Strafe verdonnert. Nach dem Re-Start übersah der gute Andreas Leue aber die schwarze Tafel mit seiner Startnummer und wurde folgerichtig dann mit der schwarzen Flagge vom Rennen disqualifiziert.
Alle im Nachhinein erfolgten Diskussionen sind sinnlos, weil die Rennleitung den Unfall als „Rennunfall„ deklariert hat und damit sind alle Schuldzuweisungen und Versuche da irgend etwas richtig stellen zu wollen, völlig absurd.
Das Rennen war damit von allem Anfang an zerrissen und Dieter Hoffmann machte keine Anstalten den Jens Herkommer unter Druck zu setzen. So fuhren sie alle irgendwie allein auf ihren Positionen und der Einzige glückliche war sicherlich Florian Zosky, der mit dem Ersatzmotor auf Platz vier ins Ziel kam.
Den ausgeschieden waren immerhin R. Berger, Martin Bergholz, Peter Gröning, Nico Unbehaun, und Uwe Seidel.
Damit sind die Läufe 5 + 6 in der Meisterschaft Geschichte und man kann nur hoffen, dass wir vom 09. – 11.09.22 in Brno mehr Teilnehmer, gutes Wetter und eine unfallfreie Veranstaltung haben werden. Alle Vorbereitungen dazu sind abgeschlossen und ich kann nur hoffen, dass diese Familie auch in Zukunft
zusammen Motorsport betreiben kann.
Stromhardt